Werden Laubholzstämme nicht unmittelbar am Boden, sondern in einer Höhe von ein bis vier Meter Höhe abgehauen - "geköpft" -, damit an der Verstümmelungsstelle Ausschläge mit verstärktem Längenwachstum hervorbrechen, so nennt man diese kopfartig verdickten Stämme Kopfholzstämme und eine derartige Nutzung Kopfholzwirtschaft.
Als Kopfbäume eignen sich alle Baumarten, die eine hohe Bereitschaft zum Wiederausschlagen besitzen. Hierzu gehören besonders Weiden, Pappeln, Erlen, Eschen, Buchen, Hainbuchen, Eichen und Robinien. Die bekanntesten Baumarten für das Herstellen von Kopfbäumen sind Silber-Weide (Salix alba), Bruch-Weide (Salix fragilis) und Schwarz-Pappel (Populus nigra)
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Die Kopfholzwirtschaft stellt nicht nur in Österreich eine traditionelle Bewirtschaftung von Gehölzen dar, die sehr oft im Zusammenhang mit Grünlandwirtschaft steht. Kopfbäume finden (oder fanden) sich entlang von Gewässern oder Grundgrenzen. Die Kopfholzwirtschaft entwickelte sich, um einerseits die negativen Einflüsse einer zu starken Beschattung durch große Bäume auf angrenzendes Weideland zu verringern, andererseits jedoch einen gewissen Holzertrag erzielen zu können.
Die Gewinnung junger Zweige als Viehfutter oder Einstreu wurde als Schneiteln bezeichnet.
Allseits bekannt ist die Verwendung von Flechtgerten für die Korbflechterei. Im Weinbau wurden junge Weidenzweige zum Befestigen der Reben verwendet.
Für die Herstellung von Arbeitsgeräten war Weidenholz wegen seines geringen Gewichtes und seiner großen Zähigkeit sehr beliebt.
Stärkere Dimensionen dienten zur Zaun- und Gatterherstellung sowie der Brennholzgewinnung.
Im naturnahen Wasserbau werden Weidenfaschinen zur Befestigung von Ufern verwendet.
Das Vorkommen von Salicylalkohol in der Weidenrinde begründet den Wert der Weiden in der Heilkunst. Schon Hippokrates empfahl vor 2400 Jahren die Weidenrinde als Heilmittel gegen Rheuma.
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Der hohe ökologische Wert von Kopfbäumen ist durch die starken Dimensionen und das oft hohe Alter ihrer Stämme bedingt. Da Weiden praktisch keine Gerbstoffe in ihr Kernholz einlagern, kann dieses leicht vermodern. Daraus ergibt sich ein großes Angebot an Höhlen in diesen Baumstämmen. Sie werden von einer Vielzahl von Tieren als Brut-, Nahrungs- und Lebensraum benutzt.
Zu erwähnen sind hier aus dem Reich der Vögel Steinkauz, Waldohreule, Waldkauz, Hohltaube, Grün-, Bunt- und Kleinspecht, Wendehals, Wiedehopf und Star, Weiden-, Sumpf-, Kohl und Blaumeise, Bachstelze, Grauschnäpper und Gartenrotschwanz. Besonders für die größeren Vogelarten sind ältere Kopfbäume ein wichtiger Ersatz für das fast vollständige Fehlen von Altholz in den heutigen Wirtschaftswäldern.
Neben den Vögeln nutzen auch Säugetiere die Baumhöhlen, in erster Linie als Unterschlupf. Neben dem bekannten Baum- und Steinmarder, Mauswiesel und Iltis finden sich auch Gartenschläfer und Hermelin. Viele der stark gefährdeten Fledermausarten wie Abendsegler, Braunes Langohr, Breitflügelfledermaus, Zwergfledermaus, Kleine Bartfledermaus oder Wimpferfledermaus benötigen Baumhöhlen als Sommerquartier.
Das reiche Angebot an Alt- und Totholz, Rindenspalten und Holzmulm alter Kopfbäume bietet Lebensraum für eine große Anzahl holzbewohnender Insekten und deren Entwicklungsstadien. In der Literatur zählen dickstämmige Weiden mit über 100 Käferarten zu den artenreichsten Pflanzen.
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Das Köpfen soll in der Zeit der Vegetationsruhe, das Auspflanzen vor dem Laubaustrieb erfolgen.
Beim Zurückschneiden ist darauf zu achten, dass es zu keiner ungleichmäßigen Belastung des Stammes kommt. Bei stärkeren Ästen ist der Schritt auf 3 Etappen durchzuführen. Wird der Ast auf einmal abgeschnitten, so kann es kurz vor der endgültigen Abtrennung durch das Eigengewicht des Astes zum Herausreißen von Rindenstreifen oder zur Aufspaltung des Stammes kommen.
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